Das IKMW entwickelt Kreativ-Formate und Projekte an der Schnittstelle von kulturell-medialer Bildung, Deutsch als Fremdsprache sowie Jugendaustausch und Integration. Über die bereits vielfach in nationalen und internationalen Projekten durchgeführten (analogen) Formate – wie dem DaF-Dokutheater und DaF-Tanztheater – hinaus, realisieren wir zielgruppenspezifische, ‚maßgefertigte‘ Projekte im Bereich des hybriden und digitalen Lernens.
Ein inhaltlich breit gefächertes Netzwerk aus Kulturmanagern, Kunst- und Medienschaffenden sowie Lehrkräften erarbeitet didaktische Materialien, Workshops für Lehrerinnen und Lehrer, Studierende, Schülerinnen und Schüler. Sie werden in Kooperation mit Partnerorganisationen (z.B. Goethe Institute , Stiftung Mercator, DTJB, PASCH) sowie schulischen und universitären Bildungseinrichtungen im In- und Ausland umgesetzt. Die wissenschaftliche Evaluation ist optional Bestandteil unserer Projekte.
Nicht nur für Lehrer/innen
Lernmaterialien und ausgewählte Originaltexte der Widerstandsgruppe ‚Die Weiße Rose’ zum Projekt ‘Sophie Scholl – Geschichte(n) der Zivilcourage’
Durch einen Seiten-Ausgang des Sophie-Scholl-VR-Museums gelangt man in die VR-Lernumgebung ‘Blick in die Freiheit’: Hier finden sich Auszüge aus den Lehrmaterialien zum Thema Zivilcourage, die von den Projektleitern für die Lehrer-Workshops, die Kickoffs und virtuellen Sommercamps in Südamerika und Südosteuropa eigens für das Projekt entwickelt und zusammengestellt wurden. Sie bildeten auch die Grundlage für die verschiedenen Kreativ-Impulse und Aufgaben zur Projektpatin und zum Thema ‘Zivilcourage’ für die Kreativ-Beiträge der Jugendlichen, die in den einzelnen Phasen des Projekts entstanden und im Museum ausgestellt sind.
Vom Goethe Institut Athen in Auftrag gegeben, wurde die Lernplattform von unserem Medienreferenten aus dem Scholl-Projekt Matthias Baumann gestaltet. Natürlich können die Besucher von dort aus wieder ins Museum zurückkehren und ihren Rundgang fortsetzen.
Ein innovatives Format zur Sprachförderung mit kreativen Mitteln
40 Jugendliche aus Partnerschulen des Goethe-Instituts aus Lima stellen in einer einstündigen Tanztheater-Performance, die in nur vier Tagen entstand, einem begeisterten Publikum ihre Sichtweise auf ihr Heimatland vor. Vom 1. bis 4. August 2022 fand am Goethe-Institut Lima die Präsenzphase des Pilotprojekts mit dem Titel ‘Erzähle mir, Peru’ statt. Eine Woche zuvor waren die Deutschlernerinnen und -lerner im Alter 12 von bis 18 Jahren in zwei einstündigen Online-Kickoff-Treffen in die Thematik eingeführt worden, um im Anschluss ihre Ideen, Texte, Filme und Musik auf einem Padlet zusammenzutragen, das zur Grundlage der Arbeit mit dem Referententeam wurde.
In den Choreographien, die der Münchener Community-Dance-Experte Josef Eder gemeinsam mit zwei Tänzern des ‘Ballet San Marcos Lima‘ und den Jugendlichen entwickelte, und den Theaterszenen von Stephan Reischl wurden die Besonderheiten, Schönheiten, aber auch die gegenwärtigen Herausforderungen des Landes thematisiert: Korruption, Kriminalität, Gewalt gegenüber Frauen, Unterdrückung von Minderheiten. Es entstanden sehr persönliche, berührende Einblicke, welche die Jugendlichen auf die Bühne brachten.
Für 2023 ist geplant, Projekte im Format ‘Erzähle mir, …’ in anderen Ländern und Regionen fortzusetzen. Für die Dokumentation und Präsentation der Projektergebnisse entsteht eine eigens entwickelte VR-Online-Plattform.
„Zurück in die Gegenwart“ – Kosovo-Projekt 2021
Eine DaF-Dokutheater-Aufführung und neue Beiträge für die VR-Ausstellung
Die Schülerinnen und Schüler aus der PASCH-Schule Millenium i Treti (MIT) in Pristina, Kosovo, wurden mit vielfältigen Kreativ-Aufgaben auf eine ‘phantastische’ Zeitreise aus dem Jahr 2220 geschickt. Dabei sammelten sie Impressionen und Materialien, die für Menschen in 200 Jahren vermutlich genauso merkwürdig sein werden wie für uns heute der Anblick einer Draisine. Am Ende der ersten Phase des Projekts mit mehreren Workshops, die Pandemie bedingt ausschließlich online stattfanden, stand eine 360-Grad-VR-Ausstellung, in der die Beiträge in Länder- und Themenräumen online zu besichtigen sind.
Von Beginn an bestand der Wunsch aller Beteiligten – Goethe Institut, Referenten, Lehrerinnen Lehrer, Schülerinnen und Schüler – darin, das Projekt nach Ende der Covid-Krise oder bei einer besseren Infektionslage im Kosovo um eine analoge Phase zu erweitern. Vorläufer ist eine erste Projektphase im Jahr 2020. In der Fortsetzung ging es darum, die Ideen der Jugendlichen aus dem Vorjahr aufzugreifen, zu vertiefen und das Thema um neue Inhalte zu erweitern. In vielen Beiträgen, die in den Räumen des Online- Museums ausgestellt sind, hatten die Jugendlichen 2020 die Herausforderungen unserer Zeit und mögliche Veränderungen thematisiert. Ausgehend von diesen Materialien, galt es, in den Workshops vor Ort gemeinsam mit Stephan Reischl und Matthias Baumann ein Theaterstück zu entwickeln und auf die Bühne zu bringen. Das in mehreren internationalen Projekten (auch mit Schülerinnen und Schülern des MIT im Kosovo bereits erfolgreich umgesetzte Format ‘DaF-Dokutheater’ liefert eine Fülle an sprachlichen und motivierenden Impulsen und ist eine ideale Grundlage, um auch die medialen Beiträge der Schülerinnen und Schüler in die Aufführung einzubauen.
Verantwortlich: Stephan Reischl (Projektleitung/Theater), Matthias Baumann (Multimedia)
„Sophie Scholl – Geschichte(n) der Zivilcourage“
Ein Sprachprojekt mit Mitteln der kultur-medialen Förderung im digitalen Raum
Kulturell-mediale Bildung in Zeiten der Pandemie bedeutet sowohl Herausforderung als auch Chance. Dies gilt vor allem für kulturell-mediale Bildungsprojekte im internationalen Kontext. „Sophie Scholl – Geschichte(n) der Zivilcourage“, das von Stephan Reischl gemeinsam mit Dagmar Boeck-Siebenhaar, dem Community Dance-Choreographen Josef Eder und dem Medienpädagogen Matthias Baumann im Auftrag des Goethe Instituts Athen und mit Unterstützung der „Stiftung Weiße Rose e.V.“ durchgeführte Kreativ-Projekt zur sprachlichen und kulturell-medialen Bildung, veranschaulicht diese sehr spezifische „Gewinn-und-Verlust“-Rechnung exemplarisch. Was als physisch-analoges Sprachcamp mit Jugendlichen aus zehn Ländern der Region Südosteuropa geplant war, musste coronabedingt in eine hybride Form transformiert werden. Das bot aber gleichzeitig die Möglichkeit, neue Wege zu beschreiten und ein einzigartiges mehrmonatiges digitales Pilotprojekt zu entwickeln, das auch für zukünftige internationale Projekte und Workshops beispielhaft sein dürfte.
Das IKMW-Team erarbeitete umfangreiche didaktische Materialien zur Projektpatin und zum Thema „Sozialengagement“ sowie Online-Workshop-Formate für die Lehrer/innen und Schüler/innen.
Konkret mussten die beiden zentralen Kreativformate D(eutsch) a(ls) F(remdsprache)-Dokutheater und DaF-Tanztheater im digitalen Raum verwirklicht werden. Es galt fortan, den digitalen Raum der Online-Lehre und künstlerischen Übungen mit dem realen Lebens- und Erfahrungsraum der Jugendlichen zu einem hybriden Gemeinschaftsraum zu verschmelzen.
Nach einem Kickoff, mehrtägigen Workshops mit Lehrern aus den PASCH-Schulen der Region und einer Ideen-Börse, bei denen das Thema diskutiert und die Projektmaterialien erläutert wurden, waren die Schülerinnen und Schüler zum ersten Mal gefordert: In drei Aufgaben sollten sie wichtige Orte, Vorbilder und – in einer ‘Botschaft an die Welt’ – Herausforderungen in ihrem Umfeld, ihrer Stadt oder ihrem Land in kreativer Weise vorstellen. Alle Beiträge der ‚SOE-Jung-Künstler’ wurden zum ersten Baustein der PASCH-VR-360-Grad-Ausstellung. Rund 300 Jugendliche beteiligten sich an dieser Auftakt-Phase.
In einem Wettbewerb wurden die Teilnehmer für das digitale Camp ausgewählt. Dort beschäftigten sich die Jugendlichen zunächst mit der Projektpatin, um anschließend gegenwärtige gesellschaftliche Herausforderungen zu erörtern und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen. Originaldokumente – Briefe, Tagebucheinträge und Zitate – lieferten den Ausgangspunkt für erste künstlerisch-sprachliche Gruppenarbeiten über Ländergrenzen hinweg. Nach dem täglichen ‘Online-Tanz-Warm-Up’ war es faszinierend zu erleben, wie die PASCH-Schüler aus SOE ihre unterschiedlichen Talente in die Entwicklung der Werke für die Ausstellungsräume einbrachten: Als “Tänzer“, „Musiker“, „Schauspieler”, “Dichter”, “Filmemacher” und “Hörspielproduzenten” arbeiteten sie in Teams und nutzten dabei neben Zoom auch viele andere Online-Tools für ihren Kreativ-Austausch.
Eine „Weltpremiere“ steht zum Abschluss des Projekts: die erste VR-Ausstellung der PASCH-Geschichte. Die „Südosteuropa“-Abteilung des neu entwickelten VR-360-Grad-Museums präsentiert den Besuchern eine Fülle von “Sprach-Kunstwerken“ in verschiedenen Kreativ-Formaten. Die „Südamerika“-Abteilung ist ab Ende November 2021 online zu besichtigen.
Hybriden kulturell-medialen Bildungsformaten dieser innovativen Art wird auch in der Postpandemie-Zeit mit ihren Nachhaltigkeits- und Kostengeboten die Zukunft gehören. Das IKMW wird diesen Weg konsequent weitergehen und vor allem unter technologischen, didaktischen, inhaltlich-künstlerischen sowie wirkungsästhetischen Gesichtspunkten weiterentwickeln und -ausbauen.