documenta fifteen – im Auge des Hurrikans
Das jüngste „digiloge“ Seminar „documenta fifteen. Idea, Concept, Artistic Practices in the Context of documenta History“ von Klaus Siebenhaar für die Central Academy of Fine Arts in Peking hätte aktueller nicht sein können: Als Autor mehrerer Bücher über die documenta gab Klaus Siebenhaar 19 chinesischen Studentinnen einen tiefen und umfassenden Überblick über die Entwicklung der documenta von der ersten Weltkunstausstellung in Kassel im Jahr 1955 bis zur aktuellen documenta fifteen, über die künstlerischen, politischen und sozialen Kontexte der Ausstellung sowie über die sich als Spiegel der gesellschaftlichen Umbrüche transformierenden kuratorischen und vermittlerischen Ansätze.
Das Seminar schöpfte dabei alle analogen, digitalen und hybriden Vermittlungsmöglichkeiten aus: Der Seminarauftakt wurde aus einem vom Projektpartner mfe eingerichteten temporären Sendestudio in den Reinbeckhallen, mitten im Zentrum der „elektrischen“ Moderne Berlins zu Beginn des 20.Jahrhunderst nach China übertragen, wo die Studentinnen angesichts der Covid-Beschränkungen in China weiterhin von ihren Wohnungen aus teilnahmen.
Auf den Auftakt an historischem Ort folgte ein intensiver multimedialen Online-Parcour durch die Geschichte der documenta und der darin sichtbaren Entwicklungsstufen des Kuratierens und der Kunstvermittlung von Arnold Bode über prägende Persönlichkeiten wie Harald Szeemann, Jan Hoet, Catherine David, Okwui Enwezor bis hin zur aktuellen künstlerischen Leitung, dem Kollektiv ruangrupa.
Höhepunkt des Seminars war ein dreitägiger hybrider Vor-Ort-Block im Juli auf der soeben eröffneten documenta fifteen in Kassel – organisiert gemeinsam mit dem dem documenta Archiv als Projektpartner. Die chinesischen Studierenden diskutierten dabei in Live-Panels mit verschiedenen Akteuren dieser größten Kunstausstellung der Welt, von Mitgliedern des Kuratorenteams über den stellvertretenden Leiter des documenta-Archivs und die Leitung des Vermittlung bis hin zu einem Mitglied des Künstlerkollektivs „Inland“, die im Naturkundemuseum im Ottoneum ausgestellt werden.
Schließlich wurden Klaus Siebenhaar und Achim Müller zu Video- und Foto-Podcastern: In mehreren Rundgängen erkundeten sie die documenta, berichteten per Kamera und kommentierten live von ihren Rundgängen.
So vermittelten sie den Studierenden einen lebendigen Überblick über die gezeigte Kunst, die Verankerung der Ausstellung an den unterschiedlichen documenta-Standorten in der Stadt und von der allen politischen und medialen Diskussionen zum Trotz großen und positiven Resonanz des Publikums.
Dabei wurden auch die Arbeiten des wegen des abgehängten Werkes „People’s Justice“ besonders im Fokus stehenden Künstlerkollektivs Taring Padi in dem von ihnen bespielten Hallenbad-Ost in Kassel Bettenhausen nicht ausgesparrt.
Zum Abschluss müssen die Studierenden selbst kreativ werden: Auf der Grundlage ihres Wissens über die Entwicklung der documenta und der Grundlagen zu den Trends in Ausstellungsgestaltung, Kuration und Kunstvermittlung werden sie als Abschlussarbeit ein Konzept für die documenta 16 im Jahr 2027 entwickeln. Als finaler Höhepunkt stand ihnen für einen ersten „Praxistest“ ihrer Ideen der international renommierte Künstler Christian Jankowski als Gesprächspartner zur Verfügung, der sich für einen dreistündigen Workshop aus seinem Atelier dazuschaltete.
Als Überblick das Curriculum