Publikumsstudie für das Oldenburgische Staatstheater

Kompetenzzentrum des IKMW unterstützt in Niedersachsen erneut ein Staatstheater bei der Weiterentwicklung von Publikum und öffentlicher Wahrnehmung.

Am 7. März 2017 startete mit den ersten Besucherbefragungen bei dem Benefizkonzert des Luftwaffenmusikkorps und bei der Houellebecq-Adaptation „Unterwerfung“ die Publikumsstudie des Zentrums für Audience Development (ZAD) für das Oldenburgische Staatstheater.

Die Dialogbereitschaft des Theaterhauses mit einer breiten Öffentlichkeit aus der Stadt und der Region spiegelt sich in dem Design der Studie wider: Im Sommer 2017 wird die Besucherbefragung in den Spielstätten des Staatstheaters um eine repräsentative Telefonbefragung der Bevölkerung Oldenburgs und der umliegenden Ortschaften ergänzt. So werden auch diejenigen in die Studie einbezogen, die das Staatstheater derzeit nicht oder nur selten besuchen.

Aufbauend auf den Forschungsergebnissen wird das ZAD das Oldenburgische Staatstheater bei der Entwicklung von Maßnahmen für Publikumsbindung und Publikumsneugewinnung beraten.

„European Theatre and the Public“

Querschnittsstudie zur Beziehung zwischen Theaterhäusern in Europa und deren Publika

 

Das Zentrum für Audience Development (ZAD) hat im Rahmen von Theatron, einem durch die Europäische Union geförderten Theaternetzwerk, Studien in neun Theatern in sechs europäischen Ländern durchgeführt. Die Forschungsergebnisse sind in der Querschnittsstudie „European Theatre and the Public“ von Klaus Siebenhaar und Achim Müller veröffentlicht.

Ausgehend von einer Betrachtung der Entwicklung kultureller Öffentlichkeit und Kommunikation seit dem 15. Jahrhundert, werden Strukturen, Motive, Informationsverhalten und Bewertungsmuster bestehender Publika dargestellt. Ergänzt um Erkenntnisse aus Nichtbesucher- und Bevölkerungsstudien ergibt sich das Bild eines Verhältnisses von Theater und Publikum, dass zutiefst vom Wechselspiel zwischen künstlerischem Profil und den ausdifferenzierten ästhetischen wie inhaltlichen Präferenzen der Einzelnen bestimmt wird.

Herausforderungen und Grenzen bestehen also fundamental darin, für unterschiedlichste soziale Milieus überzeugende Angebote zu entwickeln – ein Plädoyer für die Parallelität von Räumen der Beharrung und Pflege klassischer Formen der darstellenden Künste und Räumen innovativer künstlerischer Allianzen zwischen formalen Künsten, Avantgarde und profaner Kreativität.

California Dreamin’, California Thinkin’.

Artikel von Klaus Siebenhaar zu Ideologie und Ästhetik des Silicon Valley

Im „Werkheft 01“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (2016) zum Thema Digitalisierung der Arbeitswelt setzt sich Klaus Siebenhaar mit den Wurzeln des ästhetischen Kapitalismus im Silicon Valley auseinander. Er zeigt auf, dass im „kalifornischen Denken“ die esoterische Hippie-Kultur eine Symbiose mit einer weltumfassenden Technologiegläubigkeit eingegangen ist. Freiheit und Selbstverwirklichung sind hier nicht mit materiellem Verzicht und Provokation verbunden, sondern mit einem technologiegetriebenen Drang nach dem Neuen, Innovativen und Erfolgreichen. Als Alternativentwurf zur geschlossenen Monokultur des Silicon Valley wird die Berliner „Maker-Kultur“ als Teil und Träger einer pluralen Stadtkultur porträtiert. Berlin träumt nicht nur anders, es denkt auch anders.

„Auftrag Publikum – oder die Alternative, die Kunst immer darstellt“

Klaus Siebenhaar zur Zukunft der Künste und Institutionen zwischen Beharrung und Innovationsdynamik

In seinem Buch „Auftrag Publikum. Der Hochkulturbetrieb zwischen Audience Development und Ereignisästhetik“ (2015) setzt sich Klaus Siebenhaar mit den Bezügen zwischen den Künsten und der gesellschaftlichen Umwelt von Kulturinstitutionen auseinander. Als
Ergebnis zeigt er in fünf „Thesen zur Zukunft des Hochkulturbetriebs“ neue, erweiterte Spiel- und Möglichkeitsräume der künstlerischen Produktion und Rezeption auf.

  1. Leben in Paradoxien: Präsenz in liquiden und vernetzten Räumen (Outreach-Strategien, Entwicklung urbaner Räume) bei gleichzeitigem Beharren auf dem Kunstanspruch (Präferenz des Ästhetischen gegenüber dem Sozialen).
  2. Diversität in den Angebotsstrategien: Repertoire oder Sammlung als werthaltige, substanzbildende Basis der Programmpolitik – ergänzt durch Blockbuster und gezielte Nischenangebote.
  3. Punktuelle Erprobung und Implementierung neuer Präsentationsformate für Konzerte, Ausstellungen, performative Künste innerhalb und außerhalb der Institution.
  4. Emergenz der Öffentlichkeiten – digiloge Kommunikationspolitik mit unterschiedlichen Codes: traditionelle Grundausstattung im Printbereich (Jahreshefte, Flyer, Broschüren) und gleichzeitig in Wort und Bild zielgruppengerichtete Digitalstrategien (zuförderst Peer-to-Peer).
  5. Organisationsentwicklung: Integration flexibler Projektorganisationen in die traditionelle Aufbau- und Ablauforganisation mit internen Teams, aber auch mit externen Partnern.