Im Labor der Moderne

„Modernity – Postmodernity – Contemporary“ – Online-Seminar mit Exkursion und Ausstellungsprojekt an der CAFA Beijing

 

Es gehört seit 2021 zur guten Praxis, die rund 40-stündigen Online-Seminare an der Central Academy of Fine Arts (CAFA) experimentell zu erweitern. Multimedialer Medieneinsatz, Exkursionen in den Berliner Stadt- und Kulturraum, anschließende Ausstellungsprojekte („distance curating“), Live-Schalten in andere europäische Metropolen (z.B. Budapest) sowie begleitende wöchentliche WeChat-Exkurse oder -Sprechstunden zählen mittlerweile zum didaktisch-szenischen und inhaltlichen Grundrepertoire dieser internationalen Seminare.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass solcherart aufwendige Seminar-Produktionen trotz widriger Rahmenbedingungen auf Seiten der chinesischen Studenten (Homeschooling in der elterlichen Wohnungen in über ganz China verteilten Wohnorten) so etwas wie Nähe, Teambuilding, Interaktion, selbstverantwortliches Arbeiten ermöglichen.

Akademisch-wissenschaftlicher Anspruch in den interdisziplinär und multimedial aufbereiteten kulturgeschichtlichen und theoretischen Hauptteilen, ergänzende, mit Handycam live gesendete „Vor-Ort“-„Sendungen“ aus Berliner und Budapester Kultureinrichtungen mit vorgeschalteten Stadtraum- und Quartierserkundungen sowie das weiterführende Ausstellungsprojekt „Timehouse: Where are we NOW?“, das wesentliche Fragestellungen, Reflexionen, Erkenntnisse des Seminars in einen dreimonatigen kuratorischen Prozess in einer Ausstellung im Löwenpalais, Berlin Grunewald, mit einem 15-köpfigen chinesischen Studententeam umsetzen wird, verlangen von der professoralen Seite ein lehrendes und szenisch-dramaturgisch gestaltendes Produktionsteam.

Zusammen mit Achim Müller (IKMW) und unserem Budapester Partner Daniel Ongjerth verbindet ein solches Seminar-Projekt traditionelle Seminarbausteine mit film-, fernseh-, video- und podcast-ähnlichen Produktions- und Sendeelementen sowie künstlerischen Live-Formate etwa der Aktions- und Konzeptkunst („scripted events“ -> Happenings). Zugleich bedeutet das für die studentische Seite eine praxisnahe Einführung in elementare organisationspsychologische, manageriale und kommunikative Prozesse (Gruppenbildung, Gruppendynamik, Arbeiten in Matrixstrukturen, Reporting-/Berichtswesen u.ä.).

Trotz aller Widrigkeiten, psychomentalen und physischen Belastungen kann mit einfachstem technisch-medialen Aufwand (Zoom, Handy-Kamera, Tablet) in einer Art „Akt des Fingierens“ eine erweiterte, intensive und internationale Erfahrungsatmosphäre geschaffen werden, die jetzt, aber auch in naher Zukunft aus den verschiedenen Gründen analog nicht möglich wäre. Die „Timehouse“-Ausstellung wird dagegen physisch am 31. März 2023 um 19 Uhr im Löwenpalais Berlin eröffnet.