Ein Sprachprojekt mit Mitteln der kultur-medialen Förderung im digitalen Raum
Kulturell-mediale Bildung in Zeiten der Pandemie bedeutet sowohl Herausforderung als auch Chance. Dies gilt vor allem für kulturell-mediale Bildungsprojekte im internationalen Kontext. „Sophie Scholl – Geschichte(n) der Zivilcourage“, das von Stephan Reischl gemeinsam mit Dagmar Boeck-Siebenhaar, dem Community Dance-Choreographen Josef Eder und dem Medienpädagogen Matthias Baumann im Auftrag des Goethe Instituts Athen und mit Unterstützung der „Stiftung Weiße Rose e.V.“ durchgeführte Kreativ-Projekt zur sprachlichen und kulturell-medialen Bildung, veranschaulicht diese sehr spezifische „Gewinn-und-Verlust“-Rechnung exemplarisch. Was als physisch-analoges Sprachcamp mit Jugendlichen aus zehn Ländern der Region Südosteuropa geplant war, musste coronabedingt in eine hybride Form transformiert werden. Das bot aber gleichzeitig die Möglichkeit, neue Wege zu beschreiten und ein einzigartiges mehrmonatiges digitales Pilotprojekt zu entwickeln, das auch für zukünftige internationale Projekte und Workshops beispielhaft sein dürfte.
Das IKMW-Team erarbeitete umfangreiche didaktische Materialien zur Projektpatin und zum Thema „Sozialengagement“ sowie Online-Workshop-Formate für die Lehrer/innen und Schüler/innen.
Konkret mussten die beiden zentralen Kreativformate D(eutsch) a(ls) F(remdsprache)-Dokutheater und DaF-Tanztheater im digitalen Raum verwirklicht werden. Es galt fortan, den digitalen Raum der Online-Lehre und künstlerischen Übungen mit dem realen Lebens- und Erfahrungsraum der Jugendlichen zu einem hybriden Gemeinschaftsraum zu verschmelzen.
Nach einem Kickoff, mehrtägigen Workshops mit Lehrern aus den PASCH-Schulen der Region und einer Ideen-Börse, bei denen das Thema diskutiert und die Projektmaterialien erläutert wurden, waren die Schülerinnen und Schüler zum ersten Mal gefordert: In drei Aufgaben sollten sie wichtige Orte, Vorbilder und – in einer ‘Botschaft an die Welt’ – Herausforderungen in ihrem Umfeld, ihrer Stadt oder ihrem Land in kreativer Weise vorstellen. Alle Beiträge der ‚SOE-Jung-Künstler’ wurden zum ersten Baustein der PASCH-VR-360-Grad-Ausstellung. Rund 300 Jugendliche beteiligten sich an dieser Auftakt-Phase.
In einem Wettbewerb wurden die Teilnehmer für das digitale Camp ausgewählt. Dort beschäftigten sich die Jugendlichen zunächst mit der Projektpatin, um anschließend gegenwärtige gesellschaftliche Herausforderungen zu erörtern und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen. Originaldokumente – Briefe, Tagebucheinträge und Zitate – lieferten den Ausgangspunkt für erste künstlerisch-sprachliche Gruppenarbeiten über Ländergrenzen hinweg. Nach dem täglichen ‘Online-Tanz-Warm-Up’ war es faszinierend zu erleben, wie die PASCH-Schüler aus SOE ihre unterschiedlichen Talente in die Entwicklung der Werke für die Ausstellungsräume einbrachten: Als “Tänzer“, „Musiker“, „Schauspieler”, “Dichter”, “Filmemacher” und “Hörspielproduzenten” arbeiteten sie in Teams und nutzten dabei neben Zoom auch viele andere Online-Tools für ihren Kreativ-Austausch.
Eine „Weltpremiere“ steht zum Abschluss des Projekts: die erste VR-Ausstellung der PASCH-Geschichte. Die „Südosteuropa“-Abteilung des neu entwickelten VR-360-Grad-Museums präsentiert den Besuchern eine Fülle von “Sprach-Kunstwerken“ in verschiedenen Kreativ-Formaten. Die „Südamerika“-Abteilung ist ab Ende November 2021 online zu besichtigen.
Hybriden kulturell-medialen Bildungsformaten dieser innovativen Art wird auch in der Postpandemie-Zeit mit ihren Nachhaltigkeits- und Kostengeboten die Zukunft gehören. Das IKMW wird diesen Weg konsequent weitergehen und vor allem unter technologischen, didaktischen, inhaltlich-künstlerischen sowie wirkungsästhetischen Gesichtspunkten weiterentwickeln und -ausbauen.
Am 26. September 2021 wurde das Budapester Herbstkulturfestival mit der Hommage à Beuys „Ausfegen/Sweeping up“ eröffnet. Die Aktion und Ausstellung transponiert die Beuyssche Idee des rituell-gesellschaftspolitischen „Ausfegens“ in das Budapest von heute. Das von Daniel Ongjerth und seiner „Eleven Blokk Foundation“ und Klaus Siebenhaar vom IKMW produzierte Projekt bildete zugleich den Auftakt zur mehrjährigen Kooperation mit dem Budapester 2. Bezirk St. Margret, der „Eleven Blokk Foundation“ und dem IKMW zur modellhaften Weiterentwicklung des Distrikts mit wissenschaftlich-künstlerischen Methoden. Ausgehend von den Beuysschen Ideen des „Ausfegens“, „Ausstellens“ und der „Sozialen Plastik“, sollen unter Einschluss und Beteiligung der Bürger nachhaltige kulturelle Aktivitäten des „Community Building“ initiiert und implementiert werden.
Noch 2021 wird eine entsprechende Studie zum Bezirk vorgelegt werden, für 2022 sind umfangreiche kulturelle, mediale und künstlerische Projekte in Planung, die gemeinsam mit lokalen Partnern und Bürgern in einer Kooperation Berlin-Budapest verwirklicht werden. Ein Kooperationsvertrag zwischen IKMW, der Stiftung „Eleven Blokk“ und der Bezirksregierung wurde bereits abgeschlossen. Gleichzeitig ist eine eigenständige Niederlassung des IKMW in Budapest in Vorbereitung.
Headquarter Löwenpalais
The IKMW together with B&S Siebenhaar Verlag+Medien have set up their new headquarters in the affluent Grunewald. Through the combination the broad lounge and exhibition spaces of the Starke Foundation the new location also offers manifold possibilities for events and ccoperations.
Ausstellungseröffnung „Joseph Beuys und die documenta“ in der Deutschen Botschaft in Peking
Am 3. September 2021 wurde vom deutschen Botschafter Prof. Dr. Jan Hecker die von Berlin aus in Kooperation mit dem documenta-Archiv Kassel und der Zeppelin Universität Friedrichshafen kuratierte Kabinett-Ausstellung „Joseph Beuys und die documenta“ in seiner Pekinger Residenz eröffnet. In einem Art-Talk sprachen und diskutierten aus Berlin live zugeschaltet Finanzsenator a. D. Hans Eichel und Kurator Klaus Siebenhaar über das „7000 Eichen“-Projekt, der Direktor der Central Academy of Fine Arts (CAFA) in Peking, Prof. Dr. Yu Ding, über Kassel, die documenta und China sowie sieben CAFA-Studentinnen über ihre Beuys-Images auf der Grundlage ihres „Cosmos-Beuys“-Seminars im Sommersemester 2021.
Neben zahlreichen Fotos, Dokumenten und Fernsehsequenzen in der Haupthalle der Residenz, die die Entwicklung des Beuysschen „Erweiterten Kunstbegriffs“ anhand seiner documenta-Auftritte 1964 bis 1982 und posthum 1987/1992 nachzeichnen und vermitteln, hat das studentische CAFA-Team des begleitend stattfindenden „Cosmos Beuys“-Seminars den Bibliotheksraum in eine eigenständige Ausstellungs-Montage transformiert. Über 80 geladene Gäste, u. a. chinesische Künstler, Kuratoren und Kunstprofessoren, zeigten sich von Idee, Konzeption und Umsetzung beeindruckt. Ein kleines Begleitbuch in deutscher und chinesischer Sprache bietet eine Einführung in Beuys‘ Kunst- und Weltbild.
Mit großer Bestürzung haben wir den völlig unerwarteten, plötzlichen Tod des neuen deutschen Botschafters Jan Hecker zwei Tage nach der Eröffnung zur Kenntnis nehmen müssen.
„Budapest x Berlin“-Projekt mit Neustart
Im September 2021 ist die 2018 begonnene Kulturprojekt-Reihe „Budapest x Berlin“, eine Kooperation des IKMW mit der Kulturstiftung Starke, Berlin, und der Eleven Blokk Art Foundation, Budapest, fortgesetzt worden. In Berlin wurde am 10. September im Löwenpalais der Kunststiftung Starke die Ausstellung „Menschen und Städte: Kim Corbusier“ eröffnet, und am 26. September folgt in Budapest als Hommage à Beuys die Aktion „Ausfegen 21“, mit der das neue Kultur- und Stadtentwicklungsprojekt St. Margret eröffnet wird. Sowohl die erstmals außerhalb Ungarns gezeigten Werke der mit 27 Jahren bereits verstorbenen Kim Corbusier als auch die „Ausfegen“-Aktion intensivieren die internationalen postpandemischen Kunstprojekte des IKMW.
Das IKMW hat gemeinsam mit dem B&S Siebenhaar Verlag+Medien im Löwenpalais im feinen Grunewald sein Hauptquartier aufgeschlagen. In Verbindung mit den großzügigen Lounge- und Ausstellungsräumen der Kunststiftung Starke bieten sich damit auch vielfältige Veranstaltungsmöglichkeiten und Kooperationen an.