Kulturprojekte

Kulturelle Produktionen – in eigener oder kooperativer Trägerschaft – gehören bereits zur Tradition des IKMW. Vor allem im Ausstellungsbereich, aber auch interdisziplinäre Projekte im Schwerpunktbereich Kultur und Stadtentwicklung verfügt das IKMW bereits über sein Vorgängerinstitut über jahrzehntelange Expertise. Dieses Erfahrungs- und Handlungswissen kommt nun auch in internationalen Kooperationen zum Tragen.

Zu den großen Ausstellungsprojekten gehören die „Mythos dokumenta“-Ausstellung im CAFA Art Museum und Peking (2017), „Arnold Bode und seine Erben“ in der New Gallery of Art in Shanghai (2018) sowie Ausstellungs- und Konferenzprojekte im Rahmen der Reihe „Budapest x Berlin“. Aktuell wird in der Residenz der Deutschen Botschaft in Peking die in Kooperation mit der Zeppelin Universität Friedrichshafen und dem documenta-Archiv entstandene Kabinettausstellung „Joseph Beuys und die documenta“ gezeigt.

Made in Remscheid

Neue Gemeinschaft stiften in einem lebendigen lokalen Kultur-Ökosystem

Achim Müller gestaltet am Teo Otto Theater in Remscheid das Projekt „Made in Remscheid“ mit. Gefördert im Rahmen des Programms „Spielzeit“ (LINK!!!) arbeitet er gemeinsam mit Sven Graf, dem künstlerischen Leiter des Teo Otto Theaters, und der  Öffentlichkeitsarbeit-Expertin Melanie Adriaan daran, das Gastspiel-Haus noch stärker als Mittelpunkt des städtischen Lebens in Remscheid zu verankern.

Kern des Projektes ist eine Programmlinie geformt aus Produktionen, die von lokalen Künstlern und Kulturinstitutionen geschaffen werden – so wie jüngsten die zweimal ausverkaufte orchestrale Aufführung des Kult-Musicals Jesus Christ Superstar, realisiert unter der Leitung des Kirchenmusikdirektors Christoph Spengler, gemeinsam mit den Bergischen Symphonikern, internationalen Musical-Solisten, einer dafür zusammengestellten Band und einem Chor mit über 300 Laien.

Die vielfältigen Produktionen werden unter einer übergreifenden Strategie geführt: Lokalem Kunstschöpfung durch kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit größere Reichweite, Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeit verschaffen; in einem Ökosystem engagierter Programmpartner durch Netzwerkworkshops und Kooperationen Wir-Gefühl und Gestaltungsfreude stiften; und zu allen Made-in-Remscheid-Produktionen durch jeweils spezifische zusätzliche Veranstaltungsformate ein intensiviertes Besuchserlebnis schaffen geprägt von Nahbarkeit, Publikumsaktivierung und -partizipation.

Jüngstes erfolgreiches Beispiel war ein Gottesdienst im Teo Otto Theater, der am Sonntag nach den beiden Vorstellungen von Jesus Christ Superstar gemeinsam mit zwei Pastoren, einer Band, Video- und Audioeinspielungen von Szenen aus dem Musical ebenso wie Stimmen von Bürgern Remscheids. Angelehnt an Themen aus dem Musical wurde der Theatersaal transformiert für eine Andacht der besonderen Art.

Forschung und Publikationen

Das IKMW führt empirische Forschung im Kultur-, Medien- und Bildungsbereich durch. Das Forschungsspektrum reicht dabei von der Besucher- und Kulturnutzerforschung über Kulturmarktforschung in nationalen und internationalen Kontexten bis hin zu Machbarkeitsstudien für Projekte und kulturelle Infrastruktur, Branchenstudien und Potenzialanalysen sowie Forschung zu Medienentwicklung / Medienkulturen. Dazu gehören insbesondere auch Studien an der Schnittstelle von Kultur, Technologie, Organisationsentwicklung und kultureller Kommunikation/Vermittlung (s. TADE 21). Ausgewählte Studien werden regelmäßig publiziert.

Veröffentlichungen aus der Arbeit des IKMW

Klaus Siebenhaar: Auftrag Publikum. Geschichte. Gegenwart. Zukunft. 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. Berlin 2025

Klaus Siebenhaar: TV-Duell Höcke gegen Voigt: Medienexperte sieht eine „klaren Sieger nach Punkten“. Interview auf Welt.de. 2024.

Achim Müller, Klaus Siebenhaar: Stadt – Theater – Publikum. Publikums- und Bevölkerungsstudie 2023 Niedersächsische Staatstheater Hannover. Berlin 2023.
(Inhaltsverzeichnis zum Download: Stadt-Theater-Publikum_Content)

Klaus Siebenhaar, Achim Müller (Hrsg.): Timehouse: Where are we NOW?. Booklet zur Ausstellung im Löwenpalais Berlin. Berlin 2023.

Klaus Siebenhaar, Achim Müller: Real time Extended reality Applications and Languages to Innovate creative industries‘ Narratives – Impact Study and Policy Recommendations. Berlin 2022.
(Inhaltsverzeichnis zum Download: Real-In_Impact Study_Content)

Klaus Siebenhaar: Schlesinger-Affäre: So schafft man sich selbst ab. Berliner Morgenpost online, aktualisiert 15.08.2022.

Klaus Siebenhaar: Cosmos Beuys. Art – World View – documenta. Berlin 2022.

Klaus Siebenhaar: Traum von der Teilhabe. Was Kulturinstitutionen zur Erhöhung ihrer
Reichweite leisten können – und was nicht. In: Museumsjournal, Ausgabe 3/22.

Klaus Siebenhaar: documenta. Die Geschichte der Weltkunstausstellung. Berlin 2022.

Klaus Siebenhaar: Kosmos Beuys. Kunst – Weltbild – documenta. Peking/Berlin 2021.

Achim Müller, Klaus Siebenhaar: Kassel, seine städtischen Museen und ihr Publikum. Eine vergleichende Besucherstudie, Berlin 2020.

Klaus Siebenhaar, Achim Müller: Unternehmerische Kulturförderung in Deutschland, Berlin 2019.

Klaus Siebenhaar, Achim Müller: Opernsänger mit Zukunft! Karriereaussichten für Nachwuchssänger im deutschen Kulturbetrieb – Analysen, Erfahrungen, Empfehlungen, Gütersloh 2019.
(Inhaltsverzeichnis zum Download: Opernsaenger mit Zukunft_Content)

Gunnar Bender, Ralf Herbrich, Klaus Siebenhaar (Hrsg.): Mit Optimismus in die Zukunft sehen. Künstliche Intelligenz – Chancen und Rahmenbedingungen. Berlin 2018.

Klaus Siebenhaar, Achim Müller: Bildung für die Praxis. Studiengänge für die Berliner Musikwirtschaft, Berlin 2018.

Achim Müller, Klaus Siebenhaar: European Theatre and the Public. Development, Orientations and Evidence, Berlin 2016.

Klaus Siebenhaar: Auftrag Publikum. Der Hochkulturbetrieb zwischen Audience Development und Ereignisästhetik, Berlin 2015.

„Auftrag Publikum“ in Zeiten der multiplen Krisen  

Zweite Auflage des Buchs zu nachhaltiger Publikumsentwicklung

Klaus Siebenhaar veröffentlicht die zweite, erweiterte Auflabe von „Auftrag Publikum. Geschichte. Gegenwart. Zukunft“ – angesichts von  Kostensteigerungen durch Tarifabschlüsse, beginnende Kürzungen von Zuwendungen in Folge der wirtschaftlichen Situation und  noch nicht einschätzbarer Auswirkungen der vielfältigen Krisen auf das Publikumsverhalten in einer Zeit mit existenziellen Herausforderungen für den Kulturbereich.

Als Bezugspunkt für Strategien und Maßnahmen unternimmt Klaus Siebenhaar eine übergreifende Analyse von Publika von der griechischen Antike bis in die Gegenwart. So werden Erwünschtheiten durch einen klaren Blick für die Kontinuitäten und Rahmenbedingungen im steten Spannungsverhältnis zwischen bürgerlichem Bildungsideal und Unterhaltungswunsch über die letzten gute 2.500 Jahre ersetzt.

Die zur Bewältigung der Herausforderungen empfohlenen Strategien werden neben den seit der ersten Ausgabe vor zehn Jahren unvermindert relevanten Feldern  vor allem in zwei Richtungen ergänzt: den Möglichkeiten, digital angereicherte Räume („Virtual Reality“, „Augmented Reality“ oder „Extended Reality“) für neue Erfahrungsräume sowie das Konzept von Ökosystemen von interdisziplinären Akteuren als organisatorische Grundlage für Audience Development, das über die Grenzen der eigenen Institution und der vertrauten Partner reicht.

So ist das Buch eine Orientierung für Macher mit einem klaren Blick für die Realitäten des Publikumsverhaltens und mit Gestaltungswille über gewohnte Wege und Diskurse hinaus.

Das Buch ist erhältlich bei B&S Siebenhaar Verlag+Medien:

Klaus Siebenhaar:
Auftrag Publikum
Geschichte. Gegenwart.Zukunft

B&S SIEBENHAAR VERLAG + MEDIEN OHG
www.siebenhaar-verlag.de
ISBN: 978-3-949111-21-1
29,80 Euro | 41,80 CHF

Bochum – eine Musikschule für alle?

Nutzerstudie für die Musikschule Bochum

Im Frühjahr 2024 führte das IKMW eine umfassende Studie zur größten Musikschule Deutschlands in Bochum – den Erfindern des JeKits (Jedem Kind ein Instrument oder Tanz)-Programms  durchgeführt. Es galt zu ermitteln, ob dem Selbstanspruch und Auftrag der Musikschule entsprechend die Stadtgesellschaft Bochums in all ihrer Vielfalt für die Angebote der Musikschule gewonnen werden kann, wie die Angebote der Musikschule von ihren Nutzern bewertet werden und welches Image der Musikschule sich daraus bildet. Mit Fragebögen und Gruppendiskussionen wurden drei Zielgruppen untersucht, die für die Verankerung von Musik im Leben eines Menschen als besonders relevant angesehen worden: die die Eltern von Halb- bis Dreijährigen, Grundschüler von der 1. bis zur 4. Klasse, sowie jugendliche Instrumental- und Gesangsschüler im Alter von 14 bis 18 Jahren.

Die Ergebnisse bestätigen die große Wirksam des in der Musikschule Bochum unter dem Namen JeKits entwickelten Ansatzes, allen Grundschüler Bochums in der 1. Klasse an einem von Lehrern der Musikschule gemeinsam mit Grundschullehrern durchgeführten spezifischen Unterricht teilnehmen zu lassen – gefolgt von freiwilligem Instrumental- oder Gesangsunterricht von der 2. bis 4. Klasse. So werden in der 1. Klasse wirklich alle Bochumer in dieser Kohorte mit einem maßgeschneiderten Musikalisierungsangebot erreicht. Aber auch im freiwilligen Instrumental- oder Gesangsunterricht in den Klassen 2 bis 4 ist der Anteil von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und mit nicht-akademischem Hintergrund höher als in den anderen Nutzergruppen. Gleichzeitig sind die Bewertungen der Arbeit der Lehrerinnen und Lehrer ebenso ausgezeichnet wie die der Musikschule Bochum insgesamt- und zwar über alle Bereiche hinweg.

Doch auch auch Herausforderungen werden deutlich: Ein Desiderat ist es auch im Anschluss an die Angebote in der Grundschule häufiger Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte und nicht-akademischem Hintergrund für die Musikschule zu interessieren. Ansatzpunkte könnte Unterricht an Instrumenten aus den Herkunftskulturen, aber auch Angebote mit Bezug zu Jugendkulturen wie Hip Hop oder elektronischer Musik sein. Angesichts der Erfolge mit dem JeKits-Programm wäre auch hierfür eine An- oder Einbindung in den formalen Bildungsraum – die Schulen – der Königsweg, um wirklich „alle“ mit diesen Angeboten zu erreichen.

Lehre und Weiterbildung

Das Kernteam des IKMW verfügt aus der Zeit des Vorgängerinstituts IKM über jahrzehntelange Lehr- und Weiterbildungserfahrung an deutschen wie internationalen Universitäten, Akademien und Hochschulen. Das disziplinäre Spektrum reicht von Geisteswissenschaften (Germanistik, Theaterwissenschaft), Kultur- und Kommunikationswissenschaften bis hin zu Kultur- und Medienmanagement.

Ein Schwerpunkt der Weiterbildungsangebote liegt im Bereich der Nachwuchsführungskräfteentwicklung in Deutschland und Asien, gemeinsam mit Partnern wie der Central Academy of Fine Arts (CAFA) in Peking und der National University of Mongolia in Ulan Bator.

Lehre an Hochschulen (Auswahl)

  • Freie Universität Berlin
  • Central Academy of Fine Arts Beijing
  • Popakademie Baden-Württemberg, Mannheim
  • Theaterakademie Shanghai
  • New York University

Publikum – eine Reise von der Antike zur EURO 2024

Innovatives hybrides Zoom-Seminar für die Central Academy of Fine Arts, Peking

Vom 25.Mai bis 27. Juni 2024 hielt Klaus Siebenhaar das jüngste Online-Seminar mit dem Titel „Audiences – History, Research, Development in Theory and Practice“ für Studierende der Master-Studiengänge Arts Management und Arts Education der Central Academy for Fine Arts (CAFA) in Peking, China ab. (Seminarplan zum Download hier: CAFA_Summer 2024_Audiences_Lecture Plan)

Das Seminar gab zunächst einen Überblick über das Verhältnis zwischen den Künsten, Künstlern, ihrem Publikum und der Gesellschaft von der Antike bis in die Gegenwart. Dabei wurde auch das Bild des Publikums in den Künsten und Ansätze zu seiner Kategoriesierung in Publikumstypologien erörtert.

Auch Methoden der Publikumsforschung wurden ausführlich als unverzichtbare Grundlage für das Verstehen, Ansprechen und nachhaltiges Binden von Publika wurde behandelt und in einer eigenen Online-Befragung praktisch erprobt.

Einem Überblick über Audience Development als übergreifendes Management-Paradigma für die publikumsorientierte Führung von Kulturinstitutionen am Beispiel des Jüdischen Museums Berlin bildete den Abschluss des aus dem „Studio“ des IKMW Seminarteils.

Danach ging es noch für zwei Tagen „ins Feld“: In zwei hybriden, live nach China übertragenen Rundgang erlebten die Studenten in China zunächst bedeutende Orte entlang der ehemaligen Berliner Mauer vom Berliner Abgeordnetenhaus über den Martin-Gropius-Bau, die Topographie des Terrors und das Bundesfinanzministerium bis zum Checkpoint Charlie.

Letzter Höhepunkt war die gemeinsame Live-Exkursion zur Fanmeile für Fußball-Europameisterschaft mit einem gründlichen Einblick in das vielfältige begleitende Kulturprogramm als erfolgreiches Beispiel für unkonventionelles Crossover zwischen Unterhaltung und Hochkultur.

Der innovativen Form des Seminars angemessen werden die Studierenden ihre Prüfungsleistungen nicht durch eine Seminararbeit leisten, sondern in Form von Vorschlägen von Publika in China für einen „Audience Award“ – inklusive einer Analyse und Begründung, warum die nominierten Publika besonders bemerkenswert sind.

Gesamtbesuchserlebnis in Zeiten der Sanierung

Publikumsstudie für das Badische Staatstheater Karlsruhe zeigt Stärken und Herausforderungen

Im Mai 2024 veröffentlichte das Badische Staatstheater Karlsruhe die aktuelle Publikumsstudie des IKMW, die inzwischen siebte im Rahmen einer im deutschsprachigen Raum einzigartigen Langzeituntersuchung seit 2011. Sie verbindet Ergebnisse aus der repräsentativen Publikumsbefragung mit 3.099 Befragten (1.651 vor Ort und 1.448 online) von Mai bis Juli 2023 mit vertiefenden Erkenntnissen aus Gesprächsrunden mit ausgewählten Zielgruppen, die für die nachhaltige Publikumsentwicklung besonders relevant sind: „inaktive“ Besucher, deren letzte Besuche im Badischen Staatstheater länger als ein Jahr zurücklagen, Menschen mit Migrationshintergrund und Vertreter von Schulen und Kinder- und Jugendzentren.

(Die Studie zum Download finden Sie hier.)

Die Ergebnisse spiegeln deutschlandweite Trends ebenso wider wie spezifische Befunde für das Badische Staatstheater: Der leicht gestiegene Anteil der Jahrgänge über 50 Jahren (72,6 %) zeigt die Herausforderung, jüngere Menschen trotz des erfreulich hohen Anteils an den Erstbesuchen (66,1 % unter 50) dauerhaft zu binden.

Einen Weg zeigt die Konzertsparte auf: Anders als in vielen anderen Häusern gelingt es dem Badischen Staatstheater hier, durch die seit längerem angebotenen Kinder-, Jugend-, Sonder- und Jazz-Konzerte einen ungewöhnlich großen Anteil jüngerer Besucher zu gewinnen (27,2 % zwischen 30 und 50).

Gleichzeitig zahlt sich die besondere Pflege der Abonnements während der Corona-Pandemie aus: Erstaunliche 34,8 % der Befragten geben an, dass der Besuch am Abend der Befragung Teil ihres Abonnements war. Insgesamt nimmt die Häufigkeit von Besuchen pro Befragtem wie im Bundestrend allerdings ab (8,3 % mehr als 12 Besuche in den letzten 12 Monaten).

Die Herausforderung abnehmender Besuchshäufigkeiten wird gerade bei den inaktiven Besuchern und bei Menschen mit Migrationshintergrund durch ein grundsätzlich verändertes Informations- und Entscheidungsverhalten verstärkt: Kultur- und Freizeitaktivitäten werden zunehmend spontan innerhalb von Freundeskreisen und Netzwerken von „Communities“ getroffen. In der Kommunikation dazu, immer häufiger rein über Messenger wie WhatsApp oder Telegram, tauchen ausführlichere Informationen von Anbietern wie dem Badischen Staatstheater kaum noch auf.

Während Kommunikation und Entscheidungen sich immer weiter in semi-private digitale und hybride Räume verlagern, besteht zugleich ein starkes Bedürfnis nach einem rundum erfüllenden Gesamterlebnis beim Besuch einer Institution wie dem Badischen Staatstheater, nach Atmosphäre und Aufenthaltsqualität, nach Räumen für „Geselligkeit“ und Gemeinschaft. So sinkt mit der geringeren Zufriedenheit mit der Atmosphäre im Zuge der Baumaßnahmen im Badischen Staatstheater und Kritikpunkten bezüglich der Gastronomie auch die Zufriedenheit mit dem Haus insgesamt leicht.

Zugleich zeigt die Studie kurz vor dem Beginn der Intendanz von Christian Firmbach auch die solide Verankerung des Hauses bei seinem Publikum: Durch die weitgehend stabile Zufriedenheit mit dem künstlerischen Angebot und verbesserte Werte für einige Service-Bereiche bleibt die Gesamtzufriedenheit trotz der Beeinträchtigungen im Zuge der Sanierung auf einem zufriedenstellenden Niveau (90,0% sind „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“).

 

Vorhang zu? Vorhang auf!

Vortrag bei Tagung der Evangelischen Akademie Loccum

Die zweitägige Tagung „Vorhang zu?“ der Evangelischen Akademie Loccum widmete sich mit Vertretern von Bühnen, Wissenschaftlern und Journalisten den zukünftigen Perspektiven und Rollen von Theatern – mit besonderem Blick auf die Situation in Niedersachsen. (Die Agenda der Tagung zum Download hier: Vorhang zu_Agenda)

Klaus Siebenhaar steuerte aus der Forschung und den Publikationen des IKMW zentrale Trends in Zusammensetzung, Verhalten und Erwartungen des Theaterpublikums bei – zusammen mit daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen bezüglich Zielgruppenauswahl, Programmgestaltung, Verbesserung von Atmosphäre und Aufenthaltsqualität sowie zeitgemäßer Kommunikation mit dem postpandemischen Publikum. (Die Präsentation zum Vortrag zum Download hier: Vorhang auf_Loccum_24-01-16)

Theater und Publikum im Umbruch

Siebte Publikumsstudie am Badischen Staatstheater Karlsruhe

Von Mai bis Oktober 2023 führte das Institut für Kultur und Medienwirtschaft für das Badische Staatstheater Karlsruhe die nun siebte Publikumsstudie seit 2011 durch und setzte damit eine im deutschsprachigen Raum in Tiefe und Kontinuität einzigartige Längsschnittstudie fort.

Für die repräsentative Befragung des Publikums konnten die Besucher entweder einen der vor Ort verteilten Fragebögen ausfüllen oder den identischen Online-Fragebogen beantworteten. Zusätzlich wurden mit insgesamt neun Fokusgruppen Zielgruppen mit besonderer Relevanz für die nachhaltige zukünftige Publikumsentwicklung vertieft analysiert: „inaktive“ Besucher, deren letzte Besucher ein Jahr und mehr zurücklagen, Ausländer und Menschen mit Migrationshintergrund sowie Lehrer aus verschiedenen Schulformen und Vertreter von Kinder- und Jugendzentren.

Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2024 vom Badischen Staatstheater veröffentlicht und werden dokumentieren, ob sich die in der jüngsten Studie des IKMW für die Niedersächsischen Staatstheater Hannover belegten allgemeinen Herausforderungen an Theater – die anhaltende Zurückhaltung vieler Besucher nach dem Einschnitt der Corona-Pandemie, die zunehmenden Volatilität und Multioptionalität von Kulturnutzungsentscheidungen sowie die immer mehr in den „geschlossenen“ Welten von Messengern stattfindenden Kommunikation und Entscheidungen der Generationen Y und Z  – sich auch bei diesem großen deutschen Stadt- und Staatstheater auswirken.

Dazu wird zu untersuchen sein, wie stark sich die umfassenden Baumaßnahmen im Zuge von Sanierung und Umbau des Staatstheaters in Zeiten der gewachsenen Erwartungen an ein angenehmes Gesamtbesuchserlebnis in einer einladenden, „wohligen“ Atmosphäre auf die Besuchserfahrung und Bewertung des Publikums auswirken – und welche Ansatzpunkt für Gestaltung der Bauzeit bis 2034 abgeleitet werden können.