Besuch von alten Freunden

Erste chinesische Gruppe der Central Academy of Arts (Peking) seit Corona in Berlin

Zum ersten Mal seit der Corona-Pandemie besuchte vom 7. bis 13. August 2023 eine Gruppe von Mitgliedern der Central Academy of Fine Arts in Peking Berlin für eine Feld- und Studienreise. Sie wurden von Prof. Klaus Siebenhaar im Löwenpalais der Stiftung Starke festlich begrüßt und erhielten eine einführende Vortrag zur Kulturlandschaft und den politischen Rahmenbedingungen in Deutschland und der Metropole Berlin.

Kern der Studienreise war ein intensive Besuchsprogramm bei Kulturinstitutionen und -unternehmen in Berlin, von den Jahrtausende der Weltkultur bewahrenden Museen auf Museumsinsel und Kulturforum über die Dokumentation künstlerische Schaffens in Berlin in der Berlinischen Galerie bis zu namhaften Galerien und dem Auktionshaus Grisebach.

Ergänzt wurde das Programm in Berlin mit zwei Exkursionen: Zunächst ging es nach Dessau zum auch in China berühmten Bauhaus – den Meisterhäusern und dem Bauhaus Museum. Danach war Potsdam das Ziel, neben dem „Muss“ Schloss Sanssouci die beiden Geschenke des SAP-Gründers Hasso Plattner an die Stadt: das Museum Barberini mit seinen beeindruckenden Monets und das jüngst wiedereröffnete Das Minsk mit seiner Sammlung von Kunst aus der ehemaligen DDR.

(Das Programm der Feld- und Studienreise zum download: CAFA_2023_Study Trip_Itinirary_23-08-03)

Wissenschaft und Praxis

Lehrveranstaltungen in Berlin, Mannheim und Peking

Das Sommersemester ist schon traditionsgemäß die intensivste Zeit praxisorientierter akademischer Lehre

Das gilt sowohl für das literaturwissenschaftliche Seminar „Berlin Montage 1920/2020“ (Klaus Siebenhaar) an der Freien Universität Berlin als auch für die musikwirtschaftliche Lehrveranstaltung „Audience Development“ an der Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim (Achim Müller).

Eine besondere Herausforderung stellt das rund 40-stündige Zoom-Seminar „Western Culture Management: Trends, Topics, Challenges“ an der Central Academy of Fine Arts (CAFA), Peking, dar, verbindet es doch multimedial aufbereitete Lehrinhalte mit stundenlangen Live-Streams z.B. von der Museumsinsel, dem Humboldt Forum und dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin sowie dem documenta archiv in Kassel, mit Live-Diskursformaten in der Galerie Friese, der Kulturprojekte GmbH oder dem neuen documenta-Geschäftsführer Prof. Dr. Andreas Hoffmann in Kassel (Klaus Siebenhaar/Achim Müller mit Gästen wie Jan Linders, Daniel Neugebauer, Moritz van Dülmen, Mona Stehle, Klaus-Gerrit Friese, Martin Groh, Dr. Matthias Henkel).

Kulturprojekte

Kulturelle Produktionen – in eigener oder kooperativer Trägerschaft – gehören bereits zur Tradition des IKMW. Vor allem im Ausstellungsbereich, aber auch interdisziplinäre Projekte im Schwerpunktbereich Kultur und Stadtentwicklung verfügt das IKMW bereits über sein Vorgängerinstitut über jahrzehntelange Expertise. Dieses Erfahrungs- und Handlungswissen kommt nun auch in internationalen Kooperationen zum Tragen.

Zu den großen Ausstellungsprojekten gehören die „Mythos dokumenta“-Ausstellung im CAFA Art Museum und Peking (2017), „Arnold Bode und seine Erben“ in der New Gallery of Art in Shanghai (2018) sowie Ausstellungs- und Konferenzprojekte im Rahmen der Reihe „Budapest x Berlin“. Aktuell wird in der Residenz der Deutschen Botschaft in Peking die in Kooperation mit der Zeppelin Universität Friedrichshafen und dem documenta-Archiv entstandene Kabinettausstellung „Joseph Beuys und die documenta“ gezeigt.

Timehouse: Where are we NOW?

Chinesisch-deutsche Ausstellung im Löwenpalais, Berlin

Am 31, März 2023 wurde im Löwenpalais, Berlin ein gemeinsames Ausstellungsprojekt der Central Academy of Fine Arts (CAFA), Peking, der Kunstakademie Düsseldorf, der Freien Universität Berlin, des Instituts für Kultur und Medienwirtschaft (IKMW) Berlin und der Kunststiftung Starke, Berlin, eröffnet.

Für zwei Wochen verwandelt sich das Löwenpalais in ein „Zeithaus“, in dem sich ein studentisches „Curatorial Team“ der Central Adademy of Fine Arts (CAFA) aus Peking auf die Suche nach seiner Gegenwart begeben hat. In fünf Themenräumen („Transition“, „Underground“, „Crisis & Survival“, „Repair and Healing“, „Dreams“) spiegeln sich in den unterschiedlichen künstlerischen Positionen und Formaten von Video über Installation, Fotos, Poster bis hin zu Objektkunst Welt-Ansichten und Lebensgefühle der viel zitierten „Generation Z“.

Eingeladen wurden 48 zumeist junge Künstlerinnen und Künstler aus China, aber auch der internationale Nachwuchs der Düsseldorfer Kunstakademie. Diese Ausstellung ist sowohl in ihrer Entstehung als auch Realisation ein Experiment der besonderen Art in post-pandemischen Zeiten – „Distance Curating“ unter akademischer Anleitung und Betreuung über 10.000 km hinweg: Teams, Künstler und ein Ort, in dem man sich nie physisch begegnet ist, in dem sich nur das Team der Düsseldorfer Kunstakademie und die Hochschullehrer analog bewegt haben.

Zum ersten Mal wird in dieser deutsch-chinesischen Produktion das gesamte Löwenpalais von der Lounge über den Keller bis zu den drei traditionellen Ausstellungsräumen hin bespielt. Zur Ausstellung wird ein Booklet erscheinen,  das das „Making of“ der Ausstellung sowie die Künstlerliste enthält.

Die Ausstellung ist bis 15. April 2023 von 10 bis 17 Uhr zu sehen. Adresse: Kunststiftung Starke, Löwenpalais; Königsallee 30-32; 14193 Berlin. https://stiftungstarke.de/

Einen lebendigen Eindruck von der Eröffnung der Ausstellung gibt eine Reportage im Youtube-Kanal der in Berlin lebenden Koreanerin Moon Suk:

 

 

 

Im Labor der Moderne

„Modernity – Postmodernity – Contemporary“ – Online-Seminar mit Exkursion und Ausstellungsprojekt an der CAFA Beijing

 

Es gehört seit 2021 zur guten Praxis, die rund 40-stündigen Online-Seminare an der Central Academy of Fine Arts (CAFA) experimentell zu erweitern. Multimedialer Medieneinsatz, Exkursionen in den Berliner Stadt- und Kulturraum, anschließende Ausstellungsprojekte („distance curating“), Live-Schalten in andere europäische Metropolen (z.B. Budapest) sowie begleitende wöchentliche WeChat-Exkurse oder -Sprechstunden zählen mittlerweile zum didaktisch-szenischen und inhaltlichen Grundrepertoire dieser internationalen Seminare.

Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass solcherart aufwendige Seminar-Produktionen trotz widriger Rahmenbedingungen auf Seiten der chinesischen Studenten (Homeschooling in der elterlichen Wohnungen in über ganz China verteilten Wohnorten) so etwas wie Nähe, Teambuilding, Interaktion, selbstverantwortliches Arbeiten ermöglichen.

Akademisch-wissenschaftlicher Anspruch in den interdisziplinär und multimedial aufbereiteten kulturgeschichtlichen und theoretischen Hauptteilen, ergänzende, mit Handycam live gesendete „Vor-Ort“-„Sendungen“ aus Berliner und Budapester Kultureinrichtungen mit vorgeschalteten Stadtraum- und Quartierserkundungen sowie das weiterführende Ausstellungsprojekt „Timehouse: Where are we NOW?“, das wesentliche Fragestellungen, Reflexionen, Erkenntnisse des Seminars in einen dreimonatigen kuratorischen Prozess in einer Ausstellung im Löwenpalais, Berlin Grunewald, mit einem 15-köpfigen chinesischen Studententeam umsetzen wird, verlangen von der professoralen Seite ein lehrendes und szenisch-dramaturgisch gestaltendes Produktionsteam.

Zusammen mit Achim Müller (IKMW) und unserem Budapester Partner Daniel Ongjerth verbindet ein solches Seminar-Projekt traditionelle Seminarbausteine mit film-, fernseh-, video- und podcast-ähnlichen Produktions- und Sendeelementen sowie künstlerischen Live-Formate etwa der Aktions- und Konzeptkunst („scripted events“ -> Happenings). Zugleich bedeutet das für die studentische Seite eine praxisnahe Einführung in elementare organisationspsychologische, manageriale und kommunikative Prozesse (Gruppenbildung, Gruppendynamik, Arbeiten in Matrixstrukturen, Reporting-/Berichtswesen u.ä.).

Trotz aller Widrigkeiten, psychomentalen und physischen Belastungen kann mit einfachstem technisch-medialen Aufwand (Zoom, Handy-Kamera, Tablet) in einer Art „Akt des Fingierens“ eine erweiterte, intensive und internationale Erfahrungsatmosphäre geschaffen werden, die jetzt, aber auch in naher Zukunft aus den verschiedenen Gründen analog nicht möglich wäre. Die „Timehouse“-Ausstellung wird dagegen physisch am 31. März 2023 um 19 Uhr im Löwenpalais Berlin eröffnet.

Kulturell-mediale Bildung

Das IKMW entwickelt Kreativ-Formate und Projekte an der Schnittstelle von kulturell-medialer Bildung, Deutsch als Fremdsprache sowie Jugendaustausch und Integration. Über die bereits vielfach in nationalen und internationalen Projekten durchgeführten (analogen) Formate – wie dem DaF-Dokutheater und DaF-Tanztheater – hinaus, realisieren wir zielgruppenspezifische, ‚maßgefertigte‘ Projekte im Bereich des hybriden und digitalen Lernens.

Ein inhaltlich breit gefächertes Netzwerk aus Kulturmanagern, Kunst- und Medienschaffenden sowie Lehrkräften erarbeitet didaktische Materialien, Workshops für Lehrerinnen und Lehrer, Studierende, Schülerinnen und Schüler. Sie werden in Kooperation mit Partnerorganisationen (z.B. Goethe Institute , Stiftung Mercator, DTJB, PASCH) sowie schulischen und universitären Bildungseinrichtungen im In- und Ausland umgesetzt. Die wissenschaftliche Evaluation ist optional Bestandteil unserer Projekte.

Nicht nur für Lehrer/innen

Lernmaterialien und ausgewählte Originaltexte der Widerstandsgruppe ‚Die Weiße Rose’ zum Projekt ‘Sophie Scholl – Geschichte(n) der Zivilcourage’

Durch einen Seiten-Ausgang des Sophie-Scholl-VR-Museums gelangt man in die VR-Lernumgebung ‘Blick in die Freiheit’: Hier finden sich Auszüge aus den Lehrmaterialien zum Thema Zivilcourage, die von den Projektleitern für die Lehrer-Workshops, die Kickoffs und virtuellen Sommercamps in Südamerika und Südosteuropa eigens für das Projekt entwickelt und zusammengestellt wurden. Sie bildeten auch die Grundlage für die verschiedenen Kreativ-Impulse und Aufgaben zur Projektpatin und zum Thema ‘Zivilcourage’ für die Kreativ-Beiträge der Jugendlichen, die in den einzelnen Phasen des Projekts entstanden und im Museum ausgestellt sind.


Vom Goethe Institut Athen in Auftrag gegeben, wurde die Lernplattform von unserem Medienreferenten aus dem Scholl-Projekt Matthias Baumann gestaltet. Natürlich können die Besucher von dort aus wieder ins Museum zurückkehren und ihren Rundgang fortsetzen.

Hier der Link zur Goethe-Lernplattform: https://vr-easy.com/tour/mazemedia/220627-vr_goethe/#pano=11

„Erzähle mir, Peru“

DaF-Tanztheater – Pilotprojekt 2022

Ein innovatives Format zur Sprachförderung mit kreativen Mitteln

40 Jugendliche aus Partnerschulen des Goethe-Instituts aus Lima stellen in einer einstündigen Tanztheater-Performance, die in nur vier Tagen entstand, einem begeisterten Publikum ihre Sichtweise auf ihr Heimatland vor. Vom 1. bis 4. August 2022 fand am Goethe-Institut Lima die Präsenzphase des Pilotprojekts mit dem Titel ‘Erzähle mir, Peru’ statt. Eine Woche zuvor waren die Deutschlernerinnen und -lerner im Alter 12 von bis 18 Jahren in zwei einstündigen Online-Kickoff-Treffen in die Thematik eingeführt worden, um im Anschluss ihre Ideen, Texte, Filme und Musik auf einem Padlet zusammenzutragen, das zur Grundlage der Arbeit mit dem Referententeam wurde.

In den Choreographien, die der Münchener Community-Dance-Experte Josef Eder gemeinsam mit zwei Tänzern des ‘Ballet San Marcos Lima‘ und den Jugendlichen entwickelte, und den Theaterszenen von Stephan Reischl wurden die Besonderheiten, Schönheiten, aber auch die gegenwärtigen Herausforderungen des Landes thematisiert: Korruption, Kriminalität, Gewalt gegenüber Frauen, Unterdrückung von Minderheiten. Es entstanden sehr persönliche, berührende Einblicke, welche die Jugendlichen auf die Bühne brachten.

Für 2023 ist geplant, Projekte im Format ‘Erzähle mir, …’ in anderen Ländern und Regionen fortzusetzen. Für die Dokumentation und Präsentation der Projektergebnisse entsteht eine eigens entwickelte VR-Online-Plattform.

 

 

Bürger-Stimmen – People’s Voices

Die documenta fifteen spaltet die Öffentlichkeit wie kaum ein anderes Kunstereignis: Einer sehr kritischen, bisweilen skandalisierenden Medien-Öffentlichkeit steht ein von Besucher-Neugier, -Aufgeschlossenheit und -Forscherdrang geprägte Öffentlichkeit „vor Ort“ in Kassel gegenüber.

Anlass genug, im Auftrag und mit Unterstützung des „Bürgerbündnis documenta fifteen“ diese Besucher- und Bürger-Stimmen in und aus Kassel in Interviews, Reportagen, essayistischen Texten auf einer kuratierten Website zu Wort kommen zu lassen. In den beiden letzten documenta-Wochen und in den folgenden Monaten wird erstmalig eine Art „Bürger-Buch“ als Work-in-Progress entstehen.

documenta fifteen – im Auge des Hurrikans

Das jüngste „digiloge“ Seminar „documenta fifteen. Idea, Concept, Artistic Practices in the Context of documenta History“ von Klaus Siebenhaar für die Central Academy of Fine Arts in Peking hätte aktueller nicht sein können: Als Autor mehrerer Bücher über die documenta gab Klaus Siebenhaar 19 chinesischen Studentinnen einen tiefen und umfassenden Überblick über die Entwicklung der documenta von der ersten Weltkunstausstellung in Kassel im Jahr 1955 bis zur aktuellen documenta fifteen, über die künstlerischen, politischen und sozialen Kontexte der Ausstellung sowie über die sich als Spiegel der gesellschaftlichen Umbrüche transformierenden kuratorischen und vermittlerischen Ansätze.

Das Seminar schöpfte dabei alle analogen, digitalen und hybriden Vermittlungsmöglichkeiten aus: Der Seminarauftakt wurde aus einem vom Projektpartner mfe eingerichteten temporären Sendestudio in den Reinbeckhallen, mitten im Zentrum der „elektrischen“ Moderne Berlins zu Beginn des 20.Jahrhunderst nach China übertragen, wo die Studentinnen angesichts der Covid-Beschränkungen in China weiterhin von ihren Wohnungen aus teilnahmen.

Auf den Auftakt an historischem Ort folgte ein intensiver multimedialen Online-Parcour durch die Geschichte der documenta und der darin sichtbaren Entwicklungsstufen des Kuratierens und der Kunstvermittlung von Arnold Bode über prägende Persönlichkeiten wie Harald Szeemann, Jan Hoet, Catherine David, Okwui Enwezor bis hin zur aktuellen künstlerischen Leitung, dem Kollektiv ruangrupa.

Höhepunkt des Seminars war ein dreitägiger hybrider Vor-Ort-Block im Juli auf der soeben eröffneten documenta fifteen in Kassel – organisiert gemeinsam mit dem dem documenta Archiv als Projektpartner. Die chinesischen Studierenden diskutierten dabei in Live-Panels mit verschiedenen Akteuren dieser größten Kunstausstellung der Welt, von Mitgliedern des Kuratorenteams über den stellvertretenden Leiter des documenta-Archivs und die Leitung des Vermittlung bis hin zu einem Mitglied des Künstlerkollektivs „Inland“, die im Naturkundemuseum im Ottoneum ausgestellt werden.

Schließlich wurden Klaus Siebenhaar und Achim Müller zu Video- und Foto-Podcastern: In mehreren Rundgängen erkundeten sie die documenta, berichteten per Kamera und kommentierten live von ihren Rundgängen.

So vermittelten sie den Studierenden einen lebendigen Überblick über die gezeigte Kunst, die Verankerung der Ausstellung an den unterschiedlichen documenta-Standorten in der Stadt und von der allen politischen und medialen Diskussionen zum Trotz großen und positiven Resonanz des Publikums.

Dabei wurden auch die Arbeiten des wegen des abgehängten Werkes „People’s Justice“ besonders im Fokus stehenden Künstlerkollektivs Taring Padi in dem von ihnen bespielten Hallenbad-Ost in Kassel Bettenhausen nicht ausgesparrt.

Zum Abschluss müssen die Studierenden selbst kreativ werden: Auf der Grundlage ihres Wissens über die Entwicklung der documenta und der Grundlagen zu den Trends in Ausstellungsgestaltung, Kuration und Kunstvermittlung werden sie als Abschlussarbeit ein Konzept für die documenta 16 im Jahr 2027 entwickeln. Als finaler Höhepunkt stand ihnen für einen ersten „Praxistest“ ihrer Ideen der international renommierte Künstler Christian Jankowski als Gesprächspartner zur Verfügung, der sich für einen dreistündigen Workshop aus seinem Atelier dazuschaltete.

 

Als Überblick das Curriculum